Märchenhaftes Kappadokien - Erinnerungen an eine wunderschöne Pauschalreise in die Türkei VI

Mit ihren einzigartigen Felsformationen, unterirdischen Städten und Feenkaminen ist Kappadokien eine der bizarrsten Landschaften der Welt. Begleiten Sie mich mit meiner Sport-Freundin auf der spannenden Reise durch die faszinierende Welt der Tuffsteine. Wir waren vorher nie zusammen verreist und ließen unsere Männer einfach zu Hause. Den Text können Sie auch unter Berge & Meer nachlesen.

6. Tag: Karawanserei

Hallo liebe Türkei-Fans,

heute schallte bereits um 5 Uhr der Weckruf durch das Zimmer, denn wir wollten einen zweiten Anlauf für eine Heißluftballonfahrt über die wunderschöne Landschaft Kappadokiens wagen. Gegen 5.30 Uhr wurden wir diesmal direkt zum Startplatz gefahren und warteten dort in der aufgehenden Morgensonne auf die Startfreigabe. Es war faszinierend zu sehen, welche „Industrie“ hier dahintersteckt. Denn auf sämtlichen Freiflächen rund um Göreme hatten sich unzählige Ballonanbieter mit ihren Körben postiert und fieberten mit starrem Blick einem grünen Bildschirm auf ihren Smartphones entgegen.

Auch die unterschiedlichen Strategien waren interessant zu beobachten. Einige Ballone wurden bereits zur Hälfte aufgeblasen, andere lagen ausgebreitet auf dem Boden, wieder andere hatten noch gar nicht ausgepackt. Letztgenannte Fraktion sollte leider Recht behalten, denn trotz ersten Sonnenstrahlen ertönte gegen 6.30 Uhr wieder die Absage über das Feld. Man konnte dann nur noch beobachten, wie sich eine unendliche Karawane Richtung Göreme schob, um die ganzen Touristen sowie das Material wieder an den Bestimmungsort zu bringen.

Nachdem wir somit genügend Zeit zum Frühstücken hatten, legten wir uns auch nochmal kurz hin. Zu einem Nickerchen kam es heute aber nicht mehr, denn der Zimmerservice kontrollierte die Minibar vor Abreise und der Kofferträger wollte unbedingt die Koffer zum Bus bringen. Also gaben wir uns schließlich geschlagen und liefen zum Bus. Auf dem Weg konnte man noch das Gruppenfoto bzw. Einzelfotos vom Besuch des Freilichtmuseums in Göreme erwerben. Drei Euro fand ich dafür einen fairen Preis. Vor allem der Rahmen des Bildes gefiel mir sehr gut, weil er mit kleinen Aufnahmen unsere Tour nochmal zusammenfasste.

Beim Einsteigen gab es dann auch schon gleich das Geld für die Heißluftballonfahrt zurück. Pünktlich um 9 Uhr stachen wir in See, über 500 km lagen wieder vor uns, die Güner mit seinen Informationen aber sehr kurzweilig gestaltete. Er begrüßte uns heute wieder mit einer schönen Geschichte, diesmal aus Helmuth von Moltkes „Unter dem Halbmond“. Danach ließ er uns erstmal in Ruhe, damit sich die Frühaufsteher noch etwas erholen konnten. Kurz hinter Aksaray informierte er uns dann wieder zuverlässig über sein Land, z.B. wie teuer das Leben hier verhältnismäßig ist oder welche Themen gerade die Bevölkerung bewegen.

Schließlich erreichten wir Sultan Han, was „Haus des Herrschers“ heißt. Dort befindet sich die größte Karawanserei, eine Übernachtungsgelegenheit für Karawanen ab dem 13. Jhdt., die bis zu 200 Menschen plus Tieren Platz bot. Die Rastplätze waren zwischen 24 und 40 km voneinander entfernt, also immer eine Tagesreise. In guten Zeiten diente sie als Marktplatz, in schlechten Zeiten auch mal als Verteidigungsanlage, daher die hohen, dicken Mauern und nur ein Tor. Das Tor wurde zum Sonnenuntergang verriegelt und erst zu Sonnenaufgang wieder geöffnet, aber nur, wenn auf Nachfrage alle Händler bestätigten, dass alle Waren vollständig seien und nichts abhandengekommen war.

Die ersten drei Tage durften die Händler kostenlos dort rasten, den Arzt nutzen, Essen und Trinken usw. Ab dem vierten Tag wurde es teuer, um so die Karawanen weiter zu treiben. Der Herrscher betrieb die Einrichtung, damit seine Waren verteilt wurden, aber auch neue Waren in sein Gebiet kamen. Er führte auch so etwas wie die erste Transportversicherung ein: Bei Verlust von Ware im Gebiet des Herrschers ersetzte er diese umgehend wieder. Immerhin hatten die Karawanen wertvolle Produkte dabei, aber auch viel Geld vom Handel. Diese Karawanserei ist allerdings etwas untypisch, da sich die Moschee mitten im Hof befindet und nicht, wie üblich, über dem Tor.

Weiter ging es nach Konya, wo das Mittagessen eingenommen wurde. Auf dem Weg wollten einige Mitreisende mehr über den Islam wissen und Güner zitierte z.B. einige Stellen aus Bibel und Koran, um Parallelen und Unterschiede klarzumachen. Interessant waren dabei Äußerungen zum Thema Kopftuch, die nicht im Koran, sondern in der Bibel zu finden sind. Er zeigte uns auch Passagen über Maria und Jesus, die ebenfalls im Koran vorkommen. Jesus war hier das einzige Kind, das nicht vom Satan berührt worden war, sogar Mohammed hatte nicht dieses Glück. Güner erklärte zudem die fünf Gebote des Islam und wie sie zu verstehen sind. Erneut konnten wir wieder einiges lernen.

Während dem Mittagessen schauten wir uns etwas im Supermarkt nebenan um. Kaum ging es danach weiter, gerieten wir erstmal in eine Verkehrskontrolle. Ertan zeigte seine Papiere vor, alles war in Ordnung und wir konnten gleich weiterfahren. Er behandelte seine kostbare Fracht heute wieder sehr vorsichtig, vor allem auf der nun folgenden Strecke, da es auch hier geschneit hatte und die Temperaturen noch im Bereich von Glättegefahr waren.

Nach einer Pipipause wollten ein paar Mitreisende dann alles zum Thema Heiraten wissen. Güner konnte anhand seiner Familie einige Varianten anschaulich beschreiben. Dabei merkte man wieder, dass das europäische Bild der Türkei sehr von Schlagzeilen geprägt ist, andersherum ist es aber genauso. Dann lauschten wir noch einer schönen Geschichte von Elsa Sofia von Kamphoevener und schauten eine Dokumentation über Göbekli Tepe an.

Dazwischen stoppten wir kurz nochmal an dem Obststand von der Hinfahrt, frisches Obst und Granatapfelsirup wurden eingekauft. Diesmal passte ich allerdings, denn ich hatte heute schon bei Salep, Kichererbsen zum Knabbern und günstigem Bulgur zugeschlagen. Der Koffer würde nicht unendlich aufnahmefähig sein und Antalya mit Schmuck und Leder stand ja auch noch auf dem Programm.

Gegen 18.15 Uhr waren wir im Hotel und konnten gleich unsere Zimmer beziehen. Güner wurde von seiner Frau und seinem Sohn erwartet, ein herrliches Bild der Wiedersehensfreude und eine sehr persönliche Note. Natürlich wollten jetzt viele auch seine Frau kennenlernen, nachdem er so viele nette Dinge über sie erzählt hatte. Nach ein paar Worten ließen wir die kleine Familie allein, es rief ja auch schon wieder das Abendessen.

Danach zogen wir uns auf das Zimmer zurück und ich freute mich auf ein Wiedersehen mit Antalya. Yarın görüşmek üzere, bis Morgen!

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