Mit Delfinen schwimmen - unvergessliches Erlebnis vs. Gewissensfrage

Delfine sind für mich die wundervollsten Tiere dieser Erde in vielerlei Hinsicht. Deshalb wollte ich ihnen unbedingt einmal näherkommen. Zu meinem 31. Geburtstag war es endlich soweit und ich werde diese Begegnung niemals vergessen.

Die kritische Betrachtung – Schwimmen mit Delfinen sollte artgerecht geschehen

Viele Freizeitparks bieten verschiedene Formen des Schwimmens mit Delfinen an. Davon halte ich gar nichts. Ich bin auch kein Freund dieser Vergnügungsparks, die Tierhaltung dort sehe ich häufig kritisch. Daher musste es für mich eine besondere Institution sein, die auf die artgerechte Behandlung der Meeressäuger achtet.

In Florida fand ich diese Einrichtung endlich: Dolphin Cove Research & Education Center Inc. auf Key Largo. Hier schwimmen die Tiere in eingezäunten Salzwasserlagunen, befinden sich also in einem weitgehend natürlichen Umfeld. Nachdem ich einige Sprünge der Delfine beobachtet habe, denke ich, dass sie diese Einzäunung jederzeit überwinden könnten.

Diese Stationen sind teilweise non-profit Organisationen und finanzieren sich über die Einnahmen aus dem Tourismus. Hauptsächlich erforschen sie die Meeressäuger. Die Tiere dort sind entweder Opfer von Unfällen in freier Wildbahn oder wurden sogar schon in „Gefangenschaft“ geboren. Sie kamen also zur Genesung und zum Schutz in die Research Centers. Beim Aufpäppeln gewöhnen sie sich allerdings so sehr an den Menschen, dass sie in der Wildnis nicht mehr überleben könnten.

Die Theorie – kein Schwimmen mit Delfinen ohne Basiswissen

Die Forschungszentren achten darauf, dass sich der Besucher nicht ohne eine theoretische Einführung den Tieren nähert. Daher sitzt man die erste halbe Stunde in einem kleinen „Klassenzimmer“ und bekommt von den Trainern wichtige Informationen über die Meeressäuger. Dazu gehören deren Anatomie, Biologie, ein Einblick in die Forschung und sonstige Arbeit der Zentren und abschließend die Beschreibung der gleich folgenden Begegnung. Die Einrichtungen machen den Besuchern sehr klar, dass Delfine (wie jedes andere Tier auch) auf unseren Schutz angewiesen sind.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass das Verhalten der Delfine in „Gefangenschaft“ nicht viel mit dem der Verwandten im offenen Meer zu tun hat. In freier Wildbahn geht es teilweise ruppig zu. Es wird deutlich hervorgehoben, dass es in der freien Natur verboten ist, die Meeressäuger zu füttern oder sich ihnen zu nähern. Denn dann erregt man den natürlichen Verteidigungsinstinkt der Tiere und es kann gefährlich für Mensch und Tier werden.

Daher lautet eine klare Anweisung vor der Begegnung: keine hektischen Bewegungen im Wasser und keine Annäherung von vorne. Die Annäherung ist im Blickwinkel der Tiere von 173° begründet, dessen „toter Winkel“ genau vorne liegt. Man sollte ihnen also stets seitlich begegnen. Wie bei jedem Haustier auch, kann bei den Delfinen der natürliche Instinkt jederzeit wieder durchbrechen. Um das zu verhindern, gibt es diese klaren Verhaltensregeln. Aus Sicherheit und auch aus Respekt vor den Tieren sollte man sich daran halten.

Das Training – hinter dem Schwimmen mit Delfinen steckt jahrelange Arbeit

So gemein es klingt: Unsere Begegnung mit dem Delfin ist für das Tier Teil des Trainings. Wir sind sozusagen das Spielzeug. Deshalb, aber auch zu unserer Sicherheit, ist immer ein Trainer dabei. Er oder sie gibt uns Anweisungen in Vorbereitung auf jede Übung und dem Delfin Kommandos, die er dann ausführt. Nach erfolgreicher Erfüllung bekommt das Tier eine Belohnung, z.B. Fisch. Diese Lernmethode heißt auch Reward- oder Reinforcement-Methode.

Mindestens ein Jahr wird der Delfin mit intensivem, täglichem Training auf uns Menschen vorbereitet. Das ist keine Qual, denn Delfine sind sehr wissbegierig und wollen unterhalten werden. Es ist somit sogar Notwendigkeit und gehört zur artgerechten Haltung. Zudem sind die Tiere sehr sozial, wir schwimmen also in ihrer Gruppe.

Die Art und Weise des Trainings, die Länge der Lektionen usw. sind staatlich genau festgelegt und werden überprüft. Delfine gehören zu den besonders geschützten Arten und stehen damit unter genauer Beobachtung. Als Besucher muss man sich auch deshalb an die Anweisungen der Trainer halten und darf keine Alleingänge mit den Tieren starten.

Die Begegnung – Schwimmen mit Delfinen ist auch eine Geldfrage

Aber nun zum schönsten Teil dieses Erlebnisses: die Begegnung selbst. In den Forschungseinrichtungen ist es oft etwas teurer, dafür sind die Tiere auch gut versorgt. Das Geld kommt schließlich ihnen zu Gute und nicht irgendeinem Konzern hinter dem Vergnügungspark. Ich zahlte damals noch unter 200 USD, aktuell kostet der sogenannte „Structured Swim“ im Dolphin Cove Research & Education Center 210 USD. Für rund 80 USD nahm ich am Ende noch eine Foto-CD mit. Eine Fotografin hatte während der Begegnung fleißig geknipst und so konnte ich aus 150 Bildern die schönsten Erinnerungen wählen.

Ich hatte großes Glück bei meinem unvergesslichen Erlebnis. Es ging schon bei der Anreise los. Zwar hatte ich mich über die Anbieter informiert und erinnerte mich grob daran, dass die „Structured Swims“ nur am Vormittag stattfanden. Da ich aber auf großer Tour war, wusste ich nicht, ob und wann ich genau auf Key Largo ankommen würde. Normalerweise sollte man die Begegnung nämlich zuvor buchen, um einen Platz und einen Fotografen zu bekommen. Ich kam also zufällig zur richtigen Zeit beim Dolphin Cove Research & Education Center an und huschte gerade noch in die „Theoriestunde“. Es war November, also nicht viel los, lediglich zwei andere Paare gönnten sich das Vergnügen mit mir. Daher lief alles etwas entspannter ab.

Die Theorie faszinierte mich schon, doch ich konnte es kaum abwarten, ins noch angenehm temperierte Nass zu steigen und „meinen“ Delfin kennenzulernen. Im Badeanzug und mit Schwimmweste bekleidet, ließ ich mich also in die ca. fünf Meter tiefe Salzwasserlagune gleiten und wartete auf weitere Anweisungen meiner Trainerin.

Da kam auch schon Leo angeschwommen, ein Prachtbursche, es war Liebe auf den ersten Blick. Die Trainerin erklärte mir, dass Leo im Juli 2003 geboren wurde, der erste Nachwuchs innerhalb des Forschungszentrums. Sein Papa Alfonz stellte sich gerade bei einem der Paare vor, die mit mir im Wasser waren. Leo konnte man wirklich ganz einfach wiedererkennen, denn er hat einen rosa Bauch. Er sei sehr mitteilsam, berichtete mir die Trainerin augenzwinkernd. Tatsächlich kennt Leo 14 verschiedene Töne auf Kommando. Bei meinem späteren Geburtstagsständchen stellte er das perfekt unter Beweis.

Dann ging es los mit den Übungen. Ich durfte Leos Bauch und Rücken streicheln. Dabei überraschte mich die lederartige, aber doch glatte Beschaffenheit seiner Haut. Leo sprang durch Reifen, schob mich mit seiner Nase durchs Wasser, zog mich zusammen mit Alfonz an den Rückenflossen, schüttelte mir die Flosse, küsste mich auf Wange und Mund und tobte einfach kraftvoll durch die Lagune. Abschließend durfte ich noch meine Trainerqualitäten testen und gab ihm ebenfalls Signale und Handzeichen. Dafür belohnte er mich mit dem bereits erwähnten „Happy Birthday“ auf Delfinisch.

Allgemeines zum Schwimmen mit Delfinen

Wenn Sie sich den „kleinen Luxus“ gönnen und mit einem Delfin schwimmen möchten, planen Sie mindestens zwei Stunden dafür ein. Genießen Sie diese Erfahrung in vollen Zügen und sparen Sie nicht am falschen Ende. Ich habe mir im Souvenirladen sogar noch ein Lesezeichen gekauft, das Leo selbst gemalt hat. So habe ich das Erlebnis immer vor Augen, wenn ich z.B. abends vor dem Schlafengehen noch ein paar Seiten in einem Buch lese.

Die meisten Einrichtungen bestehen auf ein gutes Verständnis der englischen Sprache. Ist man selbst der Sprache nicht mächtig, kann man auch einen Übersetzer mitbringen. Jeder Besucher muss aber in der Lage sein, den Anweisungen der Trainer zu folgen.

Zudem sollte man schwimmen können, auch wenn man die Schwimmweste trägt. Das Meerwasser sollte auch keine Angst machen. Zum einen sieht man darin nicht den Boden, zum anderen kann man einen ordentlichen Schwall ins Gesicht bekommen und sich daran verschlucken.

Aus Verständnis- und Sicherheitsgründen werden Kinder meist erst ab sechs bis acht Jahren zur Teilnahme zugelassen. Verantwortungsvolle Anbieter bestehen auf die Begleitung durch einen Elternteil oder zumindest einen Aufpasser über 18 Jahren. Für kleinere Besucher muss der Begleiter im Wasser direkt dabei sein, bei Jugendlichen genügt die Anwesenheit am Ufer oder man darf sogar parallel mit einem anderen Delfin schwimmen. Schwangere dürfen allerdings nicht teilnehmen. Für sie werden gerne Alternativen angeboten.


Sind Sie auch schon mit einem Delfin geschwommen? Wie war es bei Ihnen? Oder hatten Sie ein anderes, vergleichbares Erlebnis, das Sie empfehlen können? Teilen Sie es meinen Lesern als Kommentar mit!

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