Boule / Pétanque

Boule / Pétanque ist der ideale Sport auf Reisen. In meinen Büchern und Artikeln werden Sie schnell merken, dass ich dieser sportlichen Leidenschaft fröne. Sie erfreut sich weltweit immer größerer Beliebtheit und man kann sie fast überall ausüben.

Wenn Sie sich einen Eindruck vom Schießen verschaffen wollen, schauen Sie sich einfach das oben stehende Video an. Darin habe ich meine Schussübungen dokumentiert. Auf joy-valley.de in der Rubrik Fotografie finden Sie auch einige Bilder, die ich von meinen Vereinskollegen gemacht habe.

Geschichte

Im Altertum warfen die Griechen runde Steine so weit wie möglich. Die Römer legten mit ihren Eisen beschlagenen Holzkugeln schon Wert auf Präzision. Die Spielformen gingen aber vergessen und tauchten erst wieder im Mittelalter auf.

Im 14. Jhdt. war Boule in Frankreich sehr populär, wurde dann aber 1369 von Karl IV. und Karl V. verboten. Die Untertanen und Soldaten sollten lieber den Umgang mit Pfeil und Bogen trainieren.

Im 16. Jhdt. ließ Papst Julius II. das Boulespiel wieder aufleben und war mit seiner „Steinwerferkompanie“ praktisch unschlagbar. Die französischen Feldzüge brachten Boule wieder aus Italien nach Frankreich.

1629 sorgte ein Paume-Schläger-Hersteller (Vorläufer Tennisschläger) in Frankreich aus Angst vor sinkenden Einnahmen dafür, dass Boule erneut verboten wurde. Es hielt sich aber niemand daran, man spielte vor allem in Klöstern. So entstanden die ersten überdachten Bouleplätze. Das Verbot wurde bald wieder aufgehoben.

1894 fand der erste Wettkampf im Boule Lyonnaise statt. Der Begriff „Pétanque“ wurde dann erstmals 1907 offiziell verwendet. Das provenzalische „ped tanco“ oder französische „pied tanqué“ bedeutet „mit geschlossenen Füßen“ und steht für die Spielform. Zudem wurde das Spielfeld verkürzt und ein Wurfkreis etabliert, aus dem die Kugeln ohne Anlauf geworfen wurden.

Ein Jahr später gab es dann schon die ersten Turniere in Südfrankreich. Die Geschichte des Unternehmens „La Boule Bleue“ begann im gleichen Zeitraum. Nach Deutschland kam das Spiel allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus Boule und Pétanque entwickelten sich weltweit noch viele andere Spielformen mit Kugeln aus Stein, Holz oder Ton, wie Boule Lyonnaise, Jeu Provençial, Boccia, Bowls, Boseln usw.

Mein Spielpartner Vaso und ich im Ligaspielbetrieb.

Vorteile

Ich spiele also offiziell Pétanque, Boule wird im allgemeinen Sprachgebrauch synonym verwendet. Boule heißt eigentlich nur „Kugel“. Aber warum finde ich so viel Spaß an diesem Sport?

Erstens ist der Einstieg in den Sport einfach und kostengünstig. Ich benötige lediglich drei Kugeln, die es ab 15 Euro im Internet zu kaufen gibt. Erst für regelkonforme Wettkämpfe brauche ich die offiziellen Wettkampfkugeln, die ab ca. 60 Euro zu haben sind. Nach oben gibt es kaum Grenzen. Bei diesem Kauf sollte man sich allerdings beraten lassen und verschiedene Kombinationen aus Größe und Gewicht probieren.

Bezüglich der Kleidung gibt es nicht viel zu beachten, man kann in jedem Outfit spielen. Zur eigenen Sicherheit und auch entsprechend der Regeln sollten die Schuhe geschlossen sein. Später im Leistungssportbereich besteht eine Trikotpflicht.

Zweitens kann man den Sport (fast) immer und überall ausüben. Zum Training kann ich jeden Schotter-, Kies- oder Sandplatz benutzen, soweit ich niemanden gefährde oder behindere. Und solche Plätze finde ich auf der ganzen Welt, z.B. auch auf der Dachterrasse eines Hostels in Kopenhagen. Da die Kugeln keine drei Kilogramm wiegen, kann ich sie überall mit hin nehmen, auch auf Reisen. Aber ein kleiner Tipp am Rande: Legen Sie die Kugeln nicht ins Handgepäck. Den Stress bei der Sicherheitskontrolle wollen Sie sich nicht antun.

Drittens kann ich den Sport theoretisch das ganze Jahr über spielen. Entweder ich bleibe immer an der frischen Luft oder ich erkundige mich nach Boulehallen in der Umgebung. Dort bin ich dann wenigstens vor Nässe geschützt.

Viertens kann ich Pétanque von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter spielen. Ich war früher Leistungsschwimmerin und habe heute noch mit der einen oder anderen gesundheitlichen Konsequenz zu kämpfen. Natürlich gibt es auch Schwimmer über 80 Jahre und Schwimmen in Maßen ist gesund. Aber bei Pétanque habe ich eine weitaus geringere körperliche Belastung. Das heißt nicht, dass man sich gar nicht bewegt: Sportkollegen haben mit einem Schrittzähler gemessen, dass man bei einem normalen Turnier ca. neun Kilometer zurücklegt. Wer nicht so gut zu Fuß ist, läuft eben nicht so viel. Auch Rollstuhlfahrer/-innen können mitspielen.

Fünftens ist der Sport schnell zu erlernen. Die Grundtechniken sind in einer guten Stunde während dem Spielen erklärt. Die Besonderheiten kommen dann mit der Zeit dazu.

Die Dachterrasse in Kopenhagen.

Regeln

Wenn Sie sich für die Regeln interessieren, können Sie sie beim Deutschen Pétanque Verband bebildert oder detailliert nachlesen.

Eine kurze Zusammenfassung kann ich aber hier schon geben. Ein Kreis mit 35 bis 50 cm Durchmesser wird auf dem Boden markiert. Von dort wird die Zielkugel auf sechs bis zehn Meter geworfen. Dann versuchen sich die Spieler/-innen, ebenfalls aus dem Kreis, mit ihren Stahlkugeln der Zielkugel zu nähern. Dabei bleiben beide Füße auf dem Boden im Kreis, bis die Stahlkugel den Boden berührt. Mannschaft 1 spielt eine Kugel, dann Mannschaft 2. Wer der Zielkugel am nächsten ist, hat Pause. Die andere Mannschaft spielt dann solange, bis ihre Kugel der Zielkugel noch näher kommt. So geht es hin und her.

Wenn alle Kugeln gespielt sind, werden die Punkte gezählt. Die nächste Kugel an der Zielkugel markiert den Punkt. Sind von der gleichen Mannschaft weitere Kugeln näher als die nächste gegnerische Kugel, zählen auch diese als Punkte. So können mindestens ein und maximal sechs Punkte pro Aufnahme erreicht werden. Gewonnen hat die Mannschaft, die als erstes 13 Punkte hat. Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. Eine Mannschaft kann sich aus je einem Spieler mit je drei Kugeln, je zwei Spielern mit je drei Kugeln oder je drei Spielern mit je zwei Kugeln zusammensetzen.

Legen, Schießen und Taktiken sind dann die tiefergehenden Raffinessen des Spiels. Je ernster man den Sport betreibt, desto mehr muss man sich konzentrieren und desto anstrengender wird er. Körperlich und geistig bin ich nach einem herausfordernden Turniertag fix und fertig.

Die 2. Mannschaft des PC Aalen - mein Team.

Pétanque in Deutschland

Touristen und das französische Militär brachten Pétanque über den Rhein nach Deutschland. Nach und nach fanden sich Gleichgesinnte zu Vereinen zusammen. Erst Anfang der 80er Jahre gründete sich der Dachverband DPV (Deutscher Pétanque Verband). Er ist z.B. für die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften oder die Ermittlung der Teilnehmer der jährlichen Weltmeisterschaften zuständig. Einige Bundesländer haben Landesverbände eingeführt. Deutschlandweit existieren hunderte Vereine mit über 12.000 Mitgliedern.

 

Wo haben Sie denn schon Pétanque gespielt?

VG Wort

Kommentar schreiben

Kommentare: 0