Sonnenfinsternis über Europa – so fotografieren Sie eine Sofi richtig und gefahrlos

Am 20. März 2015 stand für Deutschland ein spektakuläres Ereignis an, das man in seinem Leben leider nicht allzu oft mitmacht: die partielle Sonnenfinsternis. Sollten Sie diese verpasst haben, gebe ich Ihnen in diesem Artikel Tipps zu den nächsten Beobachtungsmöglichkeiten in Europa und liefere gleich wichtige Tipps für das perfekte Foto mit.

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Wer hat das Licht ausgeknipst?

Wenn am Frühlingsanfang Menschen mitten am Tag in den Himmel starren, dann muss etwas Besonderes passiert sein. Zwischen 9.30 Uhr und kurz vor Mittag streifte Deutschland am 20. März 2015 eine 70- bis 80-prozentige Sonnenfinsternis. Es wurde plötzlich merklich dunkler und die bis dahin angenehmen Frühjahrstemperaturen rutschten kurzzeitig in den Keller.

Unzählige Schaulustige versammelten sich vor allem auf Anhöhen mit Südblick, um dem seltenen Ereignis folgen zu können. Darunter fand man auch zahlreiche Fotografen. Das Fotografieren einer Sofi ist aber nicht ganz ungefährlich. Sie sollten daher einige wichtige Punkte beachten, wenn Sie das nächste Mal auch ein Erinnerungsfoto machen möchten.

Die nächste Sonnenfinsternis in Europa

Aber zuerst die dringendste Frage: Wann ist denn die nächste Sonnenfinsternis in Europa zu sehen? Wir werden die nächsten Jahre einige Sofis erleben, allerdings mit lediglich bis zu 25% Abdeckung durch den Mond. Die fotografisch interessanteste Sonnenfinsternis erwartet uns 2026 mit einer 92-prozentigen Verdunklung. In Spanien wird es sogar zu einer totalen Verdeckung der Sonne kommen. Für Deutschland ist das erst wieder am 03. September 2081 der Fall.

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Schäden für Mensch und Technik möglich

Unterschätzen Sie am Finsternistag das weniger werdende Tageslicht nicht. Gerade dieser Umstand macht es unseren Augen und der Technik noch schwerer. Zum Beispiel verweigert das Auge normalerweise automatisch den Blick in die Helligkeit. Doch bei der Sonnenfinsternis ist dieser Reflex durch das dämmrige Licht eingeschränkt. Für jeden Kameraverschluss oder –sensor ist das gleißend helle Licht zu viel, auch wenn nur noch ein kleiner Ring um die Sonne zu sehen ist. Wenn Sie nun ohne Vorkehrungen in die Sonne schauen oder die Kamera auf sie richten, müssen Sie mit schwerwiegenden Schäden rechnen. Besonders gefährlich ist die Kombination aus beidem, der Blick durch den optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera. Dabei kann es zur Erblindung kommen.

Schutz für Auge und Kamera mit speziellem Filter

Das Auge benötigt eine Filterung des Ultraviolett- und Infrarotlichts. Daher trugen am 20. März alle Beobachter auch Spezialbrillen vom Optiker oder aus dem Onlineversandhandel. Der Kamera sollten Sie die gleiche Aufmerksamkeit zukommen lassen. Ohne Sonnenfilter werden die Sonnenstrahlen im Objektiv gebündelt. Die Infrarotstrahlen können die Linse so stark erhitzen, dass sie zersplittert. Einen solchen Filter bekommen Sie online für zehn bis 100 Euro. Er sollte die Neutraldichte 5.0 aufweisen. Verwechseln Sie den Sonnenfilter aber bitte nicht mit einem normalen UV-, Grau- oder ND-Filter. Diese reichen nicht aus, um die Kraft des gebündelten Lichts zu minimieren.

Bastelanleitung für Schutzbrille und Schutzfilter

Wenn Ihnen ein spezieller Filter zu teuer oder zu aufwändig ist, können Sie sich auch selbst einen basteln. Das Fachmagazin "c´t Digitale Fotografie" (Ausgabe 02/15, März-April) empfiehlt z.B. die Folie „AstroSolar“ für 25 bis 30 Euro in DIN A4-Größe. Damit können Sie sich gleich noch eine Brille für das Beobachten bauen. Diese optische Sicherheitsfolie lässt nicht mal ein Hundertstel des Lichts durch und reduziert die enorme Helligkeit somit auf ein kameraverträgliches Maß.

Entweder, Sie kleben diese Folie mit doppelseitigem Klebeband zwischen zwei Pappringe und streifen diese über das Objektiv, oder Sie fixieren Sie mit einem Gummiband daran. Auf alle Fälle sollte sie dicht mit dem Objektiv abschließen. Egal, wie Sie die Folie anbringen, sie sollte auf keinen Fall unter extremer Spannung stehen oder Falten werfen. Das vermindert die Bildqualität.

Welches Objektiv ist das richtige?

Für allgemeine Bilder der Sonnenfinsternis genügt eine Kamera mit Teleobjektiv, z.B. eine Bridge mit Superzoom. Sie erwischen die Sonne dann zwar nicht im Detail, können bei scharfen Aufnahmen aber schon große Sonnenflecken sichtbar machen. Der nächste Schritt für bessere Fotos wären Spiegelreflexkameras mit mindestens 400mm-Teleobjektiv. Die (Halb-)Profis verlassen sich aber eher auf Brennweiten zwischen 500 und 1.000mm. Die sind je nach Kameramodell noch halbwegs erschwinglich zu bekommen.

Planen Sie Ihre Fotostrecke

Überlegen Sie sich als nächstes, wie Sie die Sonnenfinsternis dokumentieren wollen. Sie könnten Detailfotos machen, den Verlauf verfolgen oder ihn allgemein darstellen. Auf alle Fälle sollten Sie mit einem Stativ und vielleicht mit Fernauslöser arbeiten sowie die Belichtung bereits im Voraus einstellen. Dazu komme ich gleich noch. Für alle Aufnahmemethoden suchen Sie sich am besten ein regelmäßiges Zeitintervall, um abzudrücken. Das richtige Maß liegt bei Ihnen: Manche Fotografen wählen den 20-Sekunden-Takt, andere verlassen sich auf Zeitabstände zwischen fünf und zehn Minuten. So oder so können Sie danach dann wunderschöne Zeitrafferaufnahmen erstellen. Los geht es mit der ersten partiellen Abdeckung, Schluss ist mit der wieder vollständigen Sonne.

Stellen Sie die Automatik ab

Verlassen Sie sich bei Ihrer fotografischen Dokumentation bitte nicht auf die Belichtungsautomatik oder den Auto-Fokus. Die Kamera wird mit den berechneten Vorgaben nicht zurechtkommen, löst im schlimmsten Fall nicht aus. Stellen Sie die Belichtung und den Fokus bereits auf die relevanten Werte ein. Diese finden Sie mit Hilfe einiger Probeaufnahmen. Um ein Rauschen zu verhindern, bleiben Sie mit der ISO-Zahl bei maximal 100. Empfohlene Blendenwerte liegen zwischen F8 und F16. Die Belichtungszeit versteckt sich vermutlich bei ca. 1/1.000 Sekunden.

Spielen Sie mit den Ergebnissen

Kremen Sie sich nicht bei vorbeiziehenden Wolken, sie können dem Foto eine besondere Stimmung verleihen. Auch der Farbstich durch die Sicherheitsfolie sollte Sie nicht beunruhigen. Den können Sie später in der Bildbearbeitung korrigieren, auch in kostenlosen Programmen, die sich einfach und schnell herunterladen lassen. Spielen Sie ruhig mit der farblichen Tönung, Sie können damit tolle ästhetische Effekte erzielen.

Mythen und falsche Tipps

Im Internet kursieren leider sehr viele Mythen und falsche, sogar gefährliche Tipps zum Thema „Sonnenfinsternis fotografieren“. Zum Beispiel liest man da, dass gerußtes Glas, ein Filmnegativ oder eine CD helfen sollen. Doch das ist extrem gefährlich: So fällt sogar noch mehr Licht auf die sensible Netzhaut oder den Kamerasensor. Außerdem sollten Sie die Finger von Rettungsfolie aus dem Verbandskasten lassen. Sie mindert nicht nur die Bildqualität, sondern bietet zudem keinen Schutz vor der ultravioletten und Infrarotstrahlung. Schweißerglas ist nur bedingt zu empfehlen, ist aber definitiv besser als gar kein Schutz.

Lassen Sie Smartphone / Handy und Tablet in der Tasche

Die eingebauten Kameras in Smartphones oder Tablets haben ein fest eingestelltes Weitwinkel. Selbst das Digitalzoom ist nicht stark genug, um die kleine Sonne auch nur annähernd deutlich abzubilden. Konzentrieren Sie sich mit diesen Kameras also lieber auf die Menschen, die die Sofi bestaunen. Auch dabei können tolle Erinnerungsfotos entstehen. Außerdem wäre auch hier die Linse in größter Gefahr.

 

Haben Sie 2015 tolle Aufnahmen von der partiellen Sonnenfinsternis machen können? Wie ist es Ihnen gelungen? Und möchten Sie diese vielleicht hier mit anderen Lesern teilen?

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