Mittwochs in Capdepera – Besuch von Markt und Kulturzentrum Melis Cursach

Ich mag meinen kleinen „Heimatort“ Capdepera auf Mallorca sehr. Hier ist es ruhig, Touristen verirren sich meist nur auf die Plaza de l’Orient zum Kaffee trinken oder auf die wunderschöne Burg. Mittwochs ändert sich das allerdings schlagartig, denn dann ist Markttag. Und man kann dabei noch einiges mehr erleben.

Regelmäßige Führungen mit Seltenheitswert

Gleich nach meiner Ankunft bei meinem letzten Aufenthalt auf der Sonneninsel erkundigte ich mich in der Touristeninformation von Capdepera nach den Führungen im Kulturzentrum Melis Cursach. Diese finden zwar offiziell mittwochs und freitags um elf und 12 Uhr statt. Doch bisher hatte ich kein Glück gehabt, jedes Mal waren zu wenige oder gar keine Teilnehmer angemeldet, die Führungen fielen also aus. Jetzt waren aber Pfingstferien und ich war optimistisch. Und tatsächlich, eben für diesen Mittwoch hatte sich bereits eine Gruppe angesagt und ich konnte dazustoßen.

Auf Mallorca gibt es so viel zu entdecken

Ich finde es sehr schade, dass es auf Mallorca so viele kleine Schätze zu entdecken gibt, die von den Besuchern gar nicht wahrgenommen werden. Doch gerade diese kleinen Zentren und Museen zeigen detailliert die Menschen und die Kultur der Sonneninsel. Schon bei meinem Besuch des Sant Antoni Museums in Sa Pobla war ich ja allein gewesen. Und das, wo Sant Antoni in manchen Orten mehr Bedeutung hat als Weihnachten bzw. die Heiligen Drei Könige. Ein Appell also an Sie, liebe Leser: Seien Sie neugierig!

Kulturzentrum Melis Cursach – eine Institution im wahrsten Sinne des Wortes

Aber zurück zu meinem Besuch des Kulturzentrums Melis Cursach. 2012 war die Inhaberin des Hauses gestorben und hatte das Haus an Capdepera vermacht. Die Stadt nutzte diese einmalige Gelegenheit und schuf eine kleine Oase. Im Erdgeschoss befindet sich unter anderem die Touristeninformation. Im Treppenhaus hängen Beiträge zu Kunstwettbewerben. Und in der alten Garagen bzw. den Stallungen stellen Künstler ihre Werke zum Kauf aus. Ich finde diese Idee prima. Komplettiert wird sie durch die vollständige, typisch mallorquinische Einrichtung des Wohnhauses.

Wissensaustausch in der alten Apotheke

Ich war etwas knapp dran, da ich Broschüren der Mönchsgeierstiftung zu Hause vergessen hatte. Diese hatte ich mir dort mitgenommen, nachdem die „Voltor negre“-Stiftung in der Touristeninformation Capdeperas vollkommen unbekannt war. Nach der Übergabe meines Mitbringsels und der Zahlung von 2,50 Euro durfte ich dann zur Gruppe stoßen. Als auch ich durch die Eingangstür geschritten war, befand ich mich direkt in einer alten Apotheke. Der kleine Raum war wunderschön, die Möbel und Tiegel noch original. Wir hatten kaum Platz, um alle unterzukommen. Eine Waage mit Alka-Seltzer Logo ließ alle Anwesenden schmunzeln.

Zurück in die Vergangenheit

Die Wand schmückte ein Bild des letzten Apothekers. Apotheker waren damals, im 19. Jhdt., hoch angesehene Mitbürger einer Stadt. Sie hatten Einfluss und lebten auch entsprechend geräumig. Bernard, wenn ich mich von unserer letzten Begegnung in der Villa March richtig entsinne, Belgier und leidenschaftlicher Gästeführer in Capdepera, erklärte gerade die Lebensumstände der Familie. Dabei ließ er uns noch einen Blick in die Lagerräume der Apotheke sowie das Büro werfen. Überall lagen noch die alten Gegenstände, standen die Originalverpackungen, hingen schöne Familienfotos in schwarz/weiß. Man fühlte sich in der Zeit zurück versetzt.

Mallorquinische Architektur und Inneneinrichtung, die begeistern

Nachdem die kleine Gruppe von vielleicht acht Leuten die Apotheke besichtigt hatte, liefen wir weiter in die Wohnräume. Sofort musste ich an unseren Wohnungskauf vor ca. zehn Jahren denken. Damals standen dort auch noch die alten Möbel und ich wollte sie unbedingt behalten. Doch der Verkäufer gab sie nicht her. Dieses dunkle Holz, fein geschnitzt und gedrechselt, mit Rundungen und Drehungen, Häkeldecken, Glasvitrinen, die schönen Holztüren, die einfachen Fenster mit Verdunklungsmöglichkeit von Innen, die hohen Decken mit offenem Gebälk, diese wunderschönen, bunten, massiven Fliesen auf den Böden…es war ein Traum. Ein bisschen davon konnten wir bei der Renovierung erhalten, hier war es für die Nachwelt konserviert.

Von Reise- und Leselust

Zwei junge Spanier schlossen sich nun noch der Führung an, bekamen am Ende von Bernard nochmal alle Erläuterungen in Spanisch übersetzt. Mit ihnen besichtigten wir dann den Innenhof und stiegen schließlich in die erste Etage empor. Dort erwarteten uns die Schlafzimmer. Noch ein Stockwerk höher hatten wir dann einen beeindruckenden Blick auf die Burg und konnten uns von den literarischen Vorlieben der letzten Eigentümerin überzeugen. Neben den Büchern fanden wir auch alte Koffer und eine alte, detaillierte Karte der Urlaubsinsel. Sie stammte aus einer Zeit, wo es noch keinen Tourismus gegeben hatte. Die beiden Spanier waren ganz hin und weg von der Karte und fragten sich, ob man so etwas auch kaufen könne. Ich gab ihnen den Tipp, mal im kleinen Kartenladen nahe der Plaza de Cort in Palma vorbeizuschauen. Dort hatte ich vor einigen Jahren eine ähnliche Karte erstanden. Sie freuten sich sehr über diesen Hinweis.

Kunst live erleben

Schließlich ging es durch das Treppenhaus wieder abwärts in den Innenhof, wo uns Bernard dem aktuell ausstellenden Künstler vorstellte. Dabei konnten wir uns auch die alte Garage und die ehemaligen Stallungen anschauen. Den flotten Flitzer der verstorbenen Stifterin hatten wir bereits auf einem Bild im Haus bewundern können. Der Künstler zeigte an einem Ausstellungsstück, wie er arbeitete und erklärte seine Werke an den Wänden. Die Besucher verteilten sich danach in alle Himmelsrichtungen, denn die Führung war beendet. Ich schaute mir noch etwas die Arbeiten des Künstlers an und tauchte dann noch einige Minuten in den Markt ein. Die Gruppe machte sich an den Aufstieg zur Burg und die beiden Spanier verschwanden nochmal mit dem Gästeführer in der alten Apotheke.

Markttreiben für Touristen und Einheimische

Auf dem Markt stöberte ich ein wenig an verschiedenen Marktständen und beobachtete die anderen Besucher. Capdepera hat einen kleinen Markt, aber man bekommt hier alles. Und was ich vor allem schön finde: Hier kaufen auch die Einheimischen. Ob Obst und Gemüse, ob Wurst oder Käse, ob Kittelschürze oder Silberschmuck, praktisch jeder wird hier fündig. Da ich aber schon einige Märkte diese Woche hinter mir hatte, beschränkte ich mich aufs Schauen.

Zwei Empfehlungen zum Eintauchen in den mallorquinischen Alltag

An einem Laden konnte ich allerdings nicht vorbei: Schräg gegenüber vom Kulturzentrum ist der Zeitungshändler meines Vertrauens. Hier kaufe ich immer die deutschsprachige Zeitung der Insel, um schnell auf neuesten Stand zu kommen. Wir kennen uns fast seit meiner ersten Stunde auf Mallorca und halten immer ein Schwätzchen. Da ich am nächsten Tag schon wieder wegfliegen würde, wollte ich mich noch schnell verabschieden. Er freute sich riesig. Prompt zeigte er mir noch eine neue Buchreihe, Krimis auf Mallorca, da er weiß, dass ich immer auf der Suche nach Neuigkeiten bin. Ich nahm gleich zwei Stück mit und werde sie sicherlich bald lesen. Vielleicht kann ich sie Ihnen ja dann weiterempfehlen.

Und noch einen Stopp ließ ich mir nicht nehmen: Tolo. Tolo kenne ich auch seit Anfang an, er ist Losverkäufer bei ONCE. Ich spiele ja nicht, aber bei ONCE ist das etwas anderes. Da tue ich etwas Gutes, mir kommt es dann gar nicht aufs Gewinnen an. Und Tolo ist auch immer gut für einen kurzen Plausch. Nachdem ich mein von ihm persönlich ausgesuchtes Glückslos hatte, verquatschten wir uns auch wieder ordentlich. Schade, dass er dieses Jahr noch in Rente gehen möchte und dann wieder nach Palma zieht. Ich werde ihn vermissen!

 

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